Seit drei Tagen bin ich wieder in Deutschland, das Land der Dichter, Denker und in dem der Praktiker immer noch 20 Prozent auf alles außer Tiernahrung anbietet. Merke: Radioreklame hat mir in meinem selbstgewählten französischen Exil nicht gefehlt.
Die ersten Kulturschocks wurden überwunden, wie beispielsweise das Fehlen eines Platzanweisers im Lokal oder der lachhafte Preis von zweisechzig für einen Latte Macchiato (der in unserem Nachbarland, wo Espresso oft auch noch ”Expresso” genannt wird, kaum auffindbar ist... dafür war der Creme Brulée Latte beim Pariser Starbucks lecker).
Was habe ich nun also wieder in mein lieb Vaterland so alles angestellt? Was war so typisch Deutsch die letzten Tage, auf das ich in Frankreich doch so lange verzichten musste?
Nun, ich hatte ein Weißbier zum Abendessen... zählt das?
Am Tag nach meiner Rückkehr meldete ich mich auch brav bei Vater Staat arbeitslos, oder wie es heutzutage einfach netter klingt: ”arbeitssuchend” – dieses neudeutsche Wort ist doch so herrlich harmlos, so herrlich aktiv und weckt nicht das Bild eines Assis im fleckigen Unterhemd, dessen größte tägliche Herausforderung ist, sich nun für das Programm von RTL zu entscheiden oder gleich auf 9Live zu zappen.
Die ältere Dame mit ihrer Begleitung in Form einer hübschen blonden Auszubildenden mit zwei deutlich herausstechenden Qualitätsmerkmalen war sehr freundlich und hat so wundervoll geschwäbelt während sie sich über meinem Lebenslauf den Kopf zerbrach, dass ich den Besuch beim Arbeitsamt regelrecht erfrischend fand.
Auch eine weitere Problematik griff ich an (man soll mir ja nicht vorwerfen können, ich verfalle nun in Lethargie...): mein Langzeit-Single-Dasein... Auch wenn dieses durchaus mit Vorzügen daherkommt, hatte ich mich zu einem Rendezvous überreden lassen. Eines der kurzsichtigen Sorte. Oder ”Blind Date”, wie man es in Zeiten von Internet-Partnerbörsen und Speed-Dating wohl nennen mag.
Das junge Mädchen war sehr nett, hübsch anzusehen... Doch nach zwei Stunden Frage-und-Antwort-Spiel konnte ich mir sie immer noch nicht recht als potenzielle Mutter meiner drei Planziel-Kinder (zwei Mädchen, ein Junge... Reihenfolge ist egal) vorstellen. Schlimmer noch, eine zweite Verabredung mit romantischem Hintergedanken schien mir auch nicht wirklich attraktiv. Ein liebes Mädchen – aber niemand, der mich aus meinem gemütlichen Junggesellen-Leben reißen könnte.
Also: Die Nächste bitte!
Schließlich wurde in den vergangenen Tagen auch noch der Familienweihnachtsbaum gekauft. Wer nun ganz verträumt an das Schlagen einer Tanne im verschneiten Wald denkt, den beglückwünsche ich zu so viel Fantasie und Weihnachtsvorfreude, und rate, nicht weiter zu lesen: wir kauften das Bäumle auf dem übervollen Parkplatz eines Edekas bei einem übergewichtigen alten Bauern im blauen Overall, der bei unserer Ankunft an einer fetten Zigarre zog.
Frankreich scheint plötzlich weit weg. Und mein Leben hier hat wieder einen normalen Gang. Es ist erstaunlich, wie es sich anfühlt, als wäre man nie weg gewesen...
Sonntag, 16. Dezember 2007
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