Mein alter Englischlehrer lief mir über den Weg. Zufällig. In einer Arztpraxis trat er aus dem Fahrstuhl, in den ich gerade rein wollte. Zwei Jahre hatte ich bei ihm Leistungskurs. Zusammen gingen wir durch „Macbeth“, „Pygmalion“ und schauten „Educating Rita“ (mit Sir Michael Caine). Wir nannten ihn „Mister Black“, eine Anspielung auf seinen Namen, die uns damals wohl cleverer vorgekommen sein mag als sie nun im Rückblick tatsächlich ist.
Im Jahre 2000, als die Welt noch einfacher schien, machte ich bei ihm Abitur. Seitdem hatte ich „Mister Black“ nicht wiedergesehen. Wo denn auch?
Und nun stand er also vor mir. Erkannt hat er mich natürlich anfangs nicht. Als Lehrer sieht man genügend Schüler kommen und gehen. Ich hielt es höflich, ihn anzusprechen. Und fragte ihn, wie es ihm ginge.
Was nicht die intelligenteste da nicht gerade taktvollste Frage ist, angesichts dessen, dass er gerade dabei war zum Arzt zu gehen. Einen viel gescheiteren Eindruck sollte ich auch im weiteren Verlauf unseres zweiminütigen Gedankenaustausches nicht werden... Wie steht man bei seinem alten Lehrer denn da, wenn man acht Jahre nach Schulabschluss zwar ein beendetes Studium, aber sonst nicht viel mehr vorweisen kann? Arbeitssuche? Praktikum?
Wie klingt das in seinen Ohren?
Vermutlich nicht so schlimm wie in meinen... Hatte ich mir nach dem Abitur nicht etwas anderes vorgestellt? Aber was genau? Dass ich acht Jahre später einen Job, eine Wohnung, vielleicht sogar Ansätze einer Familie hätte?
Fromme Wünsche eines Menschen, dem damals alles offen schien. Was es natürlich nie war.
„Mister Black“ ist übrigens mittlerweile in Pension.
Für uns Beide ging das Leben weiter. Ich bereue nichts.
Vielleicht hätte ich ihm das noch sagen sollen....
Donnerstag, 24. Januar 2008
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