Mittwoch, 24. Oktober 2007

Mein Bussi hier, mein Bussi da

Schmatz! Schmatz! – Einmal links, einmal rechts. Täglich. Mehrmals. Überall. Mit jedem und allem.
Frankreich ist ein Land der Küsschen. Als Deutscher fällt das am Anfang schwer – am Ende auch. Sicher, auch im Land der Dichter und Denker hat sich diese Art der Begrüßung (bei dem sich nur die Wangen berühren, aber nie die Lippen auf das Fleisch des anderen aufgesetzt werden!) mittlerweile verbreitet. Doch eigentlich nur unter guten Freunden – oder den Zirkeln in München oder Hamburg, die wir normalsterblichen Gott sei Dank nur aus der BUNTEN kennen...

Bei unseren linksrheinischen Nachbarn allerdings sind die sogenannten ”Bisous” jedoch so normal wie Händeschütteln. Und das macht man ja auch mit Vorgesetzten, Wildfremden und Leuten, die man eigentlich nicht ausstehen kann.
Wie beispielsweise meine Kollegin Jenny. Eine fürchterliche Person. So zuckersüß falsch, das einem die Zähne ausfallen. Sie weiß, dass ich sie nicht leiden kann – das beruht auf Gegenseitigkeit. Und trotzdem kann ich mich nicht immer des Küsschen-Zwangs erwehren.

Und so sage ich mit voller Überzeugung: Ich freue mich über meinen Schnupfen! Das hält mir Leute auf angenehmer Distanz ohne einen deutsch-französischen Eklat zu provozieren.
Kein Schmatz für mich – und auch nicht für Jenny.

Bis zum nächsten Mal und ”Bisous!*”


(*...was sich tatsächlich mittlerweile als bonbonfarbene Variante von ”Tschüss” eingebürgert hat... Die wundervolle Herzlichkeit doch bleibende Distanz eines Handschlags lernt man erst in Frankreich richtig zu würdigen...)

Montag, 22. Oktober 2007

Meine Kündigung

Es ist soweit: ich habe Heute meinen Kündigungsschreiben eingereicht.
Zum 12. Dezember werde ich Disney – und Frankreich – verlassen.

Die Entscheidung fiel mir nicht leicht. Ich bin hierher gekommen, um mein Glück zu finden. Stattdessen steigerte sich von Monat zu Monat mein Frust. Ein Jahr ist nun genug. Ich trage noch genügend schöne Erinnerung mit herum, um eines Tages mit leichter Nostalgie auf diese Zeit zurückzublinken.

Doch es reicht nun. Beruflich wie privat konnte ich nicht das erreichen, was ich mir vorgenommen hatte.

Und nun: der Befreiungsschlag. Ich kehre nach Deutschland zurück. Ohne zu wissen, was auf mich zukommt. Meine Zukunft ist so unsicher wie nie zuvor. Es ist ein Abenteuer zu gehen.

Ich freu mich darauf.

Samstag, 20. Oktober 2007

Das Leben ist schön (3)



Why are there so many songs about rainbows
and what's on the other side?
Rainbows are visions, but only illusions,
and rainbows have nothing to hide.
So we've been told and some choose to believe it.
I know they're wrong, wait and see.
Someday we'll find it, the rainbow connection.
The lovers, the dreamers and me.

Who said that every wish would be heard
and answered when wished on the morning star?
Somebody thought of that and someone believed it.
Look what it's done so far.
What's so amazing that keeps us star gazing
and what do we think we might see?
Someday we'll find it, the rainbow connection.
The lovers, the dreamers and me.

All of us under its spell. We know that it's probably magic.

Have you been half asleep and have you heard voices?
I've heard them calling my name.
Is this the sweet sound that calls the young sailors.
The voice might be one and the same.
I've heard it too many times to ignore it.
It's something that I'm supposed to be.
Someday we'll find it, the rainbow connection.
The lovers, the dreamers and me.

(Text von Paul Williams, Musik von Kenneth Asher; (c)1978)

Freitag, 19. Oktober 2007

Meine Heimkehrerin

Ein Vorteil des modernen Reisens sind die Menschen, die mit einem reisen. Vor Jahren gab es da beispielsweise einen recht cleveren Werbespot der Deutschen Bahn AG, in der mein Spezi Sönke Wortmann – neben einem älteren Ehepaar sitzend – diesen Vorzug pries. Das war noch in der Zeit vor Lokführerstreik, Privatisierungswahn und Brezelfrau.
Ich saß nun diese Woche in einer Fokker 100 auf dem Weg von Paris Charles de Gaulle (wo ich sehr zu meinem Missfallen keinen Starbucks finden konnte...) nach Stuttgart.
Den Sitz neben mir belegte eine etwas rundlichere Dame um die 40 in einem grauen Jogginganzug. Ich ging davon aus, sie sei Amerikanerin, sprach sie doch mit ihrem dunkelhäutigeren Sohn, der brav seinen grellbunten US-Passport in den Händen hielt, in breitestem Ehemals-Englisch. Kurz nach Abheben und während der Flieger seine Ehrenrunde über die Boulevards von Paris drehte, sprach mich diese Dame plötzlich in tiefstem Schwäbisch an. (Da ich irgendwie und verzweifelt versuchte, meine SZ aufzublättern ohne dabei zwei Flugzeugsitze zu benötigen, ging sie wohl davon aus, dass ich Deutscher sei... oder ich sprach wieder mal mit mir selbst. Kann auch sein.)

Wir kamen uns Gespräch. Es stellte sich heraus, dass all die singenden Puppen (Insider, sorry) Recht hatten und die Welt doch klein ist: die im grauen Jogging-Anzug neben mir sitzende Dame kam aus meiner Heimatstadt Ulm und war direkt an der Donau aufgewachsen. Zwei Exil-Ulmer im Flieger. Auf dem Weg nach Hause.
Vor Jahren gab es in Ulms Nachbarstadt, die sinnigerweise Neu-Ulm heißt, eine große Militärbasis der amerikanischen Armee, inklusive amerikanischer Autos, Kinos und Nuklearsprengköpfen. Und so kam es, dass sich damals eine junge Schwäbin in einen GI verliebte, ihm nach North Carolina folgte und dort eine Familie mit ihm gründete. Nun käme sie nur noch alle zwei bis drei Jahre in ihre alte Heimat.

Ich hatte das Gefühl, sie sei mit ihrem gegenwärtigen Leben durchaus zufrieden, aber die Rückkehr in ihre alte Heimat schien auch den Schmerz ans Tageslicht zu bringen, dass sie nun mal nicht mehr dort ”zu Hause” ist. Sie war gegangen. Ulm ist nur noch Erinnerung für sie und der Ort, an dem sie ihre Eltern und Freunde zurückgelassen hat um ihr Glück in der Fremde zu suchen...

Wir verabschiedeten uns am Stuttgarter Flughafen. Ihre Familie wartete dort. Sie fielen sich in die Arme. Sie war wieder daheim.

Und auch ich trat meinen Heimweg an.

Samstag, 13. Oktober 2007

Mein vermisster Kater

Äh, Entschuldigung... hat irgendjemand in den letzten Tagen einen entlaufenen schwarzen Kater bemerkt, der sich gerne auf Literatur gebettet von japanischen und amerikanischen Touristen am Bauch kraulen lässt? Wenn ja, bitte sofort melden!

Denn Shakespeare and Company, die fantastische Buchhandlung in Paris, vermisst ihre Katze... Diese gehört zu diesem Laden wie die tausenden von Büchern, die sich in herrlich alten Regeln bis an die Decke stapeln. Oder so wie die Rucksacktouristen, die an warmen Tagen vor der Eingangstüre sitzen – viele von ihnen Gitarre spielend....

Shakespeare and Company ist mehr als nur ein Laden: es ist Institution und Legende zugleich. Hier treffen sich junge Leute, Touristen, Pariser und Literaten zugleich. Direkt gegenüber von Notre Dame an der Rive Gauche gelegen, finden sich hier antiquarische Bücher über jedes erdenkliche Thema, Klassiker, Neuerscheinungen, gebundene Werke und neueste Taschenbücher. Auf nur wenigen Quadratmetern kann man sich zwischen Keates, Capote, Whitman, Fitzgerald, Hornby, Russell und sonstwemnoch verlieren.

Und jetzt fehlt der Kater. Ein Stück von Shakespeare and Company. Ein Stück der Welt der Bücher... Ich hoffe inständig, dass er wieder auftaucht. Denn wenn man sich in ein Geschäft auf diesem Planet verlieben kann, dann in dieses...


(Folgt diesem Link, um diesen einmaligen Laden besser kennenzulernen: Shakespeare & Company )

Samstag, 6. Oktober 2007

Das Leben ist schön (2)


Wo d'r Gaul recht hott, hott er recht...

Freitag, 5. Oktober 2007

Meine deutsche Gesellschaft

In der Natur der Sache, Deutscher im Ausland zu sein, liegt, dass man sich irgendwann in der Gesellschaft anderer Deutscher wieder findet. Mag es nun an den ähnlichen Erfahrungen und Erlebnissen liegen oder einfach nur daran, wieder einmal in der eigenen, so viel einfacher fallenderen Sprache über ach so deutsche Themen wie Politik, Augsburger Puppenkiste und billige japanische Trickserien aus Kindertagen zu reden – man fängt an, sich unter Landsleuten ganz anders wohl zu fühlen als es sonst im Ausland möglich ist. Vielleicht ist es, weil der Wahnsinn in einem anderen Land zu leben, wieder etwas in Fokus gerückt wird...

Zu Ehren zum Tag der Deutschen Einheit (oder besser: weil’s halt gerade passte), ging es für einige meiner deutschen Kollegen und mich zum Abendessen (plus einen Exilschweizer... Schweizer haben die Eigenart, sehr deutsch zu sein, wenn’s ihnen passt und dann wenn Probleme auftauchen – siehe Geschichte des 20. Jahrhunderts – plötzlich ganz freundlich den Ricola-schlotzenden Alm-Öhi raushängen zu lassen... Schweizer müsste man sein...).

Wir wählten ”King Ludwig’s Castle” – ein Lokal, geführt von Prinz Luitpold von Bayern und vielleicht der einzige Ort in der Region Paris, wo man eine vernünftige Halbe bekommt. (Zu sehr französischen Preisen...) Auf der Speisekarte dieses Restaurants, welches von Außen an ein Fertighaus-Neuschwanstein erinnert, finden sich so deutsche Spezialitäten wie Bratwürstchen, Geschnetzeltes Stroganoff, jede Menge Sauerkraut, der König Ludwig Burger und Tandoori Chicken (muss wohl ein Gericht der ostdeutschen Küche sein...). Um es kurz zu fassen: das ist deutscher Kochgenuss wie es sich indisch-stämmige Familien aus Birmingham vorstellen.

Der Abend war dennoch lustig – was, wie oben erwähnt, maßgeblich an der Gesellschaft lag. Und das Essen in Ordnung.

Und so bin ich auch zu einem dieser Auslandsdeutschen geworden, die vermutlich aus lauter Sentimentalitätsgründen auch das alljährliche Oktoberfest in Cincinnatti oder Tsingtao besuchen würden. Und ich muss sagen: vermutlich würde es mir sogar Spaß machen...

In dem Sinne: Glückwunsch zu 17. Jahren Einheit!


(Im Bild: Sabine mit ihrer Tochter Lydia, moi, Khamvilay und Nelli)

Mittwoch, 3. Oktober 2007

Meine neueste Zwangsvorstellung

Manche Leute sammeln Briefmarken, andere wiederum Postkarten, Kronkorken, Sand, Federn, Schallplatten, getragene Unterwäsche, alte Fotoapparate, Playboy, Kristalle, Strafzettel oder Kerben im Bettpfosten.
Ich selber sammle gerne Zwangsvorstellungen, die ich dann bis zur Neurose hin pflege. So hege ich beispielsweise einen Waschzwang (im Anfangsstadium), kann mich selber in Videos nicht sehen und auf Fotos nur schwer ertragen und rechne bei jedem Arztbesuch mit dem Satz ”Sie haben noch zwei Monate”.

Meine neueste Erwerbung in dieser stets größer werdenden Kollektion psychischer Störungen ist die Vorstellung, den Herd nicht abgestellt zu haben. Vor allem Morgens erwischt mich diese Furcht: nach meiner Aufwach-Tasse-Tee quält mich der Gedanke, der Herd sei noch an, würde sich stundenlang aufheizen ohne dabei die Sicherungen durchzubrennen und schließlich ein flammendes Inferno in unserer WG-Küche anrichten, das sich schließlich in der ganzen Wohnung ausbreitet und meine ganzen Besitztümer wie Bücher, DVDs, Reisepass und – am schlimmsten! – meinen Computer vernichtet.
War da am Anfang nur das ganz unterschwellige Bedenken abends nach Arbeit tiefschwarze Rußspuren am Küchenfenster zu entdecken, war ich letzte Woche schon halb an meiner Bushaltestelle als mich die Vorstellung, gerade könnten meine Calvin Klein Unterhosen, die Hepburn-DVDs und mein Bodum-Geschirr verkohlen, zur Umkehr zwang. Ich stürzte zurück, die Treppen hinauf zum ersten Stock, riss die Wohnungstür auf und sah natürlich das, was ich immer sehe: einen ausgeschalteten Herd. Katastrophe also abgewendet... Irgendwie...

Wobei: vor ein paar Jahren ist es mir ja zwei Mal tatsächlich passiert, dass ich völlig unbesorgt den Herd angelassen hatte. Allerdings gehe ich davon aus, damals unterbewusst den mir sehr suspekten Typen ausräuchern gewollt zu haben, bei dem ich zur Untermiete untergekommen war... Der Kerl war fett, transpirierte ständig und bis Heute bin ich überzeugt, dass er einem Nebenerwerb als Kleinkrimineller nachging.

Doch woher kommt meine gegenwärtige Zwangsvorstellung, ich könne ein Flammenmeer in den eigenen vier Wänden verursachen?
Vielleicht hat es mit dem Gefühl zu tun, derzeit nicht wirklich in Kontrolle zu sein. Ich fühle mich ziellos und weiß nicht wohin. Ist es also Orientierungslosigkeit, welche mich in den Wahnsinn treibt? Oder bin ich schlicht und ergreifend dabei, endgültig den Verstand zu verlieren? Könnte noch lustig werden...

Also: bleibt dran und erlebt, wohin sich meine Neurosen noch entwickeln. Unterhaltsam wird’s sicherlich...

Dienstag, 2. Oktober 2007

Das Leben ist schön (1)



... hier Kate Walsh aus dem neuen "Grey's Anatomy" Spin-Off "Private Practice"... ;-)