Freitag, 5. Oktober 2007

Meine deutsche Gesellschaft

In der Natur der Sache, Deutscher im Ausland zu sein, liegt, dass man sich irgendwann in der Gesellschaft anderer Deutscher wieder findet. Mag es nun an den ähnlichen Erfahrungen und Erlebnissen liegen oder einfach nur daran, wieder einmal in der eigenen, so viel einfacher fallenderen Sprache über ach so deutsche Themen wie Politik, Augsburger Puppenkiste und billige japanische Trickserien aus Kindertagen zu reden – man fängt an, sich unter Landsleuten ganz anders wohl zu fühlen als es sonst im Ausland möglich ist. Vielleicht ist es, weil der Wahnsinn in einem anderen Land zu leben, wieder etwas in Fokus gerückt wird...

Zu Ehren zum Tag der Deutschen Einheit (oder besser: weil’s halt gerade passte), ging es für einige meiner deutschen Kollegen und mich zum Abendessen (plus einen Exilschweizer... Schweizer haben die Eigenart, sehr deutsch zu sein, wenn’s ihnen passt und dann wenn Probleme auftauchen – siehe Geschichte des 20. Jahrhunderts – plötzlich ganz freundlich den Ricola-schlotzenden Alm-Öhi raushängen zu lassen... Schweizer müsste man sein...).

Wir wählten ”King Ludwig’s Castle” – ein Lokal, geführt von Prinz Luitpold von Bayern und vielleicht der einzige Ort in der Region Paris, wo man eine vernünftige Halbe bekommt. (Zu sehr französischen Preisen...) Auf der Speisekarte dieses Restaurants, welches von Außen an ein Fertighaus-Neuschwanstein erinnert, finden sich so deutsche Spezialitäten wie Bratwürstchen, Geschnetzeltes Stroganoff, jede Menge Sauerkraut, der König Ludwig Burger und Tandoori Chicken (muss wohl ein Gericht der ostdeutschen Küche sein...). Um es kurz zu fassen: das ist deutscher Kochgenuss wie es sich indisch-stämmige Familien aus Birmingham vorstellen.

Der Abend war dennoch lustig – was, wie oben erwähnt, maßgeblich an der Gesellschaft lag. Und das Essen in Ordnung.

Und so bin ich auch zu einem dieser Auslandsdeutschen geworden, die vermutlich aus lauter Sentimentalitätsgründen auch das alljährliche Oktoberfest in Cincinnatti oder Tsingtao besuchen würden. Und ich muss sagen: vermutlich würde es mir sogar Spaß machen...

In dem Sinne: Glückwunsch zu 17. Jahren Einheit!


(Im Bild: Sabine mit ihrer Tochter Lydia, moi, Khamvilay und Nelli)

1 Kommentar:

Christoph hat gesagt…

Jaja, Schweizer muesste man sein. Dieser kleine rote Pass mit dem weissen Kreuz ist halt schon was tolles!